Vita: Sinn-Lehre leben > 1997
 
Darf
der
Mensch
alles
wozu
er
fähig
ist?
1905
Viktor Emil Frankl 1905-1997

Viktor Emil Frankls Leben ist weitgehend mit der SINN-Lehre, der Logotherapie, verknüpft.

Viktor E. Frankl wird am 26. März 1905 in Wien geboren.

Walter, Viktor & Stella Frankl
1910
Als 5-jähriger stellt sich Frankl in Anbetracht eines Todesfalles in der Familie die Frage: „Wozu lebe ich,wenn ich sterben muss?“

Dieser Frage, ob die Vergänglichkeit den Sinn des Lebens zunichte macht,geht er vor allem mit dem Philosophen Martin Heidegger in unzähligen Gesprächen nach.

Als „ein konsequenter Zu-Ende-Denker“ zitiert Frankl: „Der Tod ist der Motor des Lebens“.


Die Sinnhaftigkeit menschlichen Lebens ist grundgelegt in der Endlichkeit. Der Sinn-Begriff nach Frankl weist über das Irdische hinaus und hat transzendenten Charakter.

Elsa & Gabriel Frankl
1914
-
1918
Während des Ersten Weltkriegs leidet Frankls Familie unter großer Armut. Bereits um 3 Uhr nachts stellt sich der 9-jährige Frankl in der Markthalle an.
Um 7.30 wird er von seiner Mutter abgelöst, um zur Schule gehen zu können. Frankl besaß nach eigenen Worten ein stabiles und tragfähiges Urvertrauen, das in der Familie gefördert wurde.

„Urvertrauen ist ein letzter Sinnglaube, zu dem sich der Mensch entscheiden kann. Es bedeutet unter anderem auch das Wissen um die Einmaligkeit und Unaustauschbarkeit der Person und ihrer Bedeutung für die Welt.“
(Viktor E. Frankl)


Als junger Arzt wird Frankl in Studien fest stellen, dass nicht so sehr die Fakten des Gewordenseins über gelingendes oder misslingendes Leben entscheiden, sondern viel mehr die personale Einstellung zu den schicksalhaften Gegebenheiten.

1915
Während seiner Zeit am Gymnasium beschäftigt sich Frankl mit den Naturphilosophen Wilhelm Ostwald und Gustav Theodor Fechner. Es geht dabei um die Auseinandersetzung mit den Themen „Freiheit und Verantwortlichkeit“.

Das Thema „Freiheit als bloße Willkür“ oder „Freiheit gepaart mit Verantwortung“ ist heute hoch aktuell in Anbetracht der rasanten Entwicklung der Menschheit im Bereich der Medizin, der Technik, der Wirtschaft, etc.

„MENSCH-SEIN IST ZUTIEFST UND ZULETZT VERANTWORTLICH-SEIN. DAMIT ERSCHEINT ABER AUCH SCHON AUSGESAGT, DASS ES MEHR IST ALS BLOSSES FREI-SEIN.“
(Viktor E. Frankl)

1918
Bereits als 13-jähriger Gymnasiast hinterfragt Frankl leidenschaftlich das naturwissenschaftliche Menschenbild seiner Zeit:
„Ich kann mich noch gut an meinen Naturgeschichtsprofessor erinnern, der in der Klasse auf und ab ging und dozierte: ‚Das Leben ist letzten Endes nichts anderes als ein Verbrennungsprozess – ein Oxidationsvorgang.‘ Woraufhin ich aufsprang und ihm leidenschaftlich die Frage ins Gesicht schleuderte: ‚Ja was für einen Sinn hat denn dann das ganze Leben?‘“
(Viktor E. Frankl)

Als Arzt und Philosoph wird er später schreiben: „Der Mensch ist dimensional mehr als ein zufälliges Produkt seiner Gene.“
   
Was
ist
der
Sinn
des
Lebens?

Was
ist
der
letzte
Sinn
des
Lebens?
1921
Als 16-jähriger hält er seinen ersten Vortrag an der Volkshochschule mit dem Thema: „Über den Sinn des Lebens“.

„DAS LEBEN SELBST IST ES, DAS DEM MENSCHEN FRAGEN STELLT. ER HAT NICHT ZU FRAGEN, ER IST VIELMEHR DER VOM LEBEN HER BEFRAGTE, DER DEM LEBEN ZU ANTWORTEN – DAS LEBEN ZU VERANTWORTEN HAT.“
(Viktor E. Frankl)


„DER LETZTE SINN GEHT ÜBER UNSER FASSUNGSVERMÖGEN HINAUS, MUSS DARÜBER HINAUSGEHEN, MIT EINEM WORT, ES HANDELT SICH UM EINEN ,ÜBERSINN‘. DAS LEBEN HAT UNTER ALLEN UMSTÄNDEN SINN, AUCH WENN ES UNSER FASSUNGSVERMÖGEN ÜBERSTEIGT.“
(Viktor E. Frankl)

1924
Frankl korrespondiert mit Sigmund Freud und schätzt diesen als Pionier der Psychoanalyse (1. Wiener Schule der Psychotherapie).
Freud veröffentlicht einen Beitrag des damals 19-jährigen Frankl in der Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse.

Frankl hinterfragt kritisch die Psychoanalyse, die den Menschen triebdeterminiert beschreibt und der zufolge er wie ein mechanistischer Apparat“ reagiert. Er distanziert sich von Freuds Menschenbild.

Im selben Jahr beginnt er das Medizinstudium in Wien. Politisches und soziales Engagement, vor allem die Hilfe für sozial schwache Menschen, sind ihm ein großes Anliegen.

Kurz nach Beginn seines Studiums tritt Frankl der Gesellschaft für Individualpsychologie von Alfred Adler (2. Wiener Schule der Psychotherapie) bei. Er publiziert den Artikel „Psychotherapie und Weltanschauung“ in der Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie. Er bemüht sich um die „Aufhellung des Grenzgebietes zwischen Psychotherapie und Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der Sinn- und Wertproblematik“, die zum lebenslangen Leitmotiv seiner Arbeit wird.

Die personale Sicht auf das Individuum, die er in der Individualpsychologie vermisst, wird er später klar in seinen 10 philosophischen Thesen über die Person ausformulieren. Seine Kritik an der Lehrmeinung Adlers hat 1927 den Ausschluss aus der Gesellschaft für Individualpsychologie zur Folge.
Er entscheidet sich, die Logotherapie und Existenzanalyse, die 3. Wiener Schule der Psychotherapie, zu begründen.
   
Was
kann
ich
gegen
die
Wirt-
schafts-
depression
machen?

Gar
nichts!?
1927
Frankl hält den ersten Kurs über psychische Hygiene, der jemals an einer Wiener Volkshochschule angeboten wurde.

Er entwirft ein dreidimensionales Menschenbild, dem zufolge der Mensch über seine biologische und psychische Dimension hinaus eine geistige Person ist, die nach Sinn und Werten strebt.

„Nun versuchte ich zu vergessen, was ich von Psychoanalyse und Individualpsychologie gelernt hatte. Ich trachtete vom Patienten zu lernen – dem Patienten zu lauschen.
Ich wollte herausbekommen, wie er es anstellt, wenn sich sein Zustand bessert. Ich begann zu improvisieren.“
(Viktor E. Frankl)
1929
-
1930
In der Zeit der Wirtschaftsdepression waren vor allem junge Menschen von hoher Arbeitslosigkeit, Hunger und Sinnlosigkeitsgefühlen betroffen.

AUF FALSCHE FRAGEN BEKOMMEN WIR FALSCHE ANTWORTEN. DIE FRAGE RICHTIG GESTELLT: WAS KANN ICH AUFGRUND MEINER FÄHIGKEITEN UND FERTIGKEITEN TROTZ WIRTSCHAFTSDEPRESSION MACHEN? (Viktor E. Frankl)

Als Medizinstudent eröffnet Frankl gemeinsam mit namhaften ÄrztInnen kostenlose Beratungsstellen für arbeitslose Jugendliche. Der Weltabsage von verzweifelten jungen Menschen ohne Arbeitsplatz begegnet er mit seiner Sinn-Lehre, der das Credo vom Appell- und Aufforderungscharakter des Lebens zu Grunde liegt.
Er vermittelt ihnen ehrenamtliche Tätigkeiten, sodass ihre Sinn-Leere und damit auch die Suizidrate zurückgehen.
Aufgrund einer Sonderaktion zur Zeugnisverteilung gibt es 1930 - nach vielen Jahren - erstmalig keinen einzigen SchülerInnenselbstmord in Wien zu verzeichnen.

Plakat der Jugendberatungsstellen
1933
-
1937
Frankl leitet im Psychiatrischen Krankenhaus „Am Steinhof“ den sogenannten „Selbstmörderinnen-Pavillon“ und therapiert in vier Jahren über 12.000 schwer depressive Frauen. Er protokolliert nicht nur deren Krankheitsursachen wie Kindheitstraumata, Vorgeschichte und genetische Herkunft, sondern er fragt darüber hinaus:
„Was hält den Menschen gesund?“
Er vergleicht die erhobenen Daten mit Kontrollgruppen von 1000 Probanden nichtdepressiver, psychisch stabiler Menschen. Auch in deren Kindheitserinnerungen und Vorgeschichten gab es massive Einschnitte, Erziehungsfehler der Eltern sowie Depressionen in deren Familien. Dennoch sind sie psychisch gesund geblieben - zumindest unauffällig im klinischen Sinn.
Frankl schließt daraus, dass nicht allein die Vorgeschichte den Menschen entscheidend prägt, sondern vor allem
– seine Selbstgestaltung
– seine Einstellung in der Gegenwart zur Vergangenheit
– seine Bewertung der Möglichkeiten in der Zukunft.
Es gibt im Leben Risikofaktoren. Darüber hinaus beschreibt Frankl die SINN-Erfüllung als Schutzfaktor, der gesund erhält. Hier klingt der gravierende Unterschied zwischen den verschiedenen therapeutischen Ansätzen von Freud, Adler und Frankl an.
Frankl lässt nach dieser Erkenntnis die bisher gültige Trauma-Theorie fallen.

FOKUS AUF DAS GESUNDE UND HEILGEBLIEBENE IM MENSCHEN: „DIE GEISTIGE PERSON IST STÖRBAR, ABER NICHT ZERSTÖRBAR – DURCH EINE PSYCHOPHYSISCHE ERKRANKUNG.“
(Viktor E. Frankl)


Frankl als junger Arzt
1937
Frankls Lebenstraum geht in Erfüllung. Er eröffnet in Wien eine Privatpraxis als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie.
1938
Einmarsch Hitlers in Österreich. Frankl muss seine Praxis schließen, die er als Jude nicht mehr führen darf.
1940
Er übernimmt 1940 die Leitung der Neurologischen Station am Rothschild-Spital für jüdische PatientInnen in Wien. In dieser Position sabotiert er die Verordnung der Euthanasie von „Geisteskranken“, indem er falsche Gutachten ausstellt und dadurch viele Menschen vor dem Tod rettet.
Er schreibt an der ersten Fassung seines Buches „Ärztliche Seelsorge“. Sein zentrales Thema ist der gesunde wie auch der kranke Mensch auf der Suche nach Sinn.
„Wo bleibt jene Psychologie, die über den Bereich des Psychischen hinauslangend den Menschen in seiner Tiefe und Höhe berücksichtigt?“
(Viktor E. Frankl)

Die Logotherapie wird auch als „Höhenpsychologie“ bezeichnet. Die „Höhe“ des Menschen zeichnet sich in seiner Entscheidungsfähigkeit aus.

Frankl bekommt nach Jahren des Wartens endlich ein Visum für die USA. Er folgt seinem Gewissen und entscheidet sich, das Visum verfallen zu lassen, um bei seinen Eltern in Wien zu bleiben, die keine Ausreisemöglichkeit erhalten und durch sein Primariat unter Deportationsschutz stehen.

Frankl beschreibt das Gewissen als „Sinn-Organ“. Es ist die höchste, personale Instanz, die prämoralisch jedem Menschen als spezifisch humanes Phänomen mitgegeben ist und seine potenzielle Verbindung zur Transzendenz darstellt.
   
Wofür
will
ich
JETZT
leben?
1941
Frankl lernt seine erste Frau Tilly Grosser kennen, eine Stationsschwester des Rothschild-Spitals, die er kurz vor ihrer Deportation ins KZ Theresienstadt heiratet. Er widmet seinem ungeborenen Kind später das Buch: „The Unheard Cry for Meaning“.
Frankl mit seiner ersten Frau Tilly
1942
Im September wird die gesamte Familie Frankl ins Konzentrationslager deportiert. Einzig seiner Schwester Stella gelingt die Flucht nach Australien.

Im Lager Theresienstadt stirbt Frankls 81-jähriger Vater. Frankl kann ihm mit einer Ampulle Morphium, die er ins KZ geschmuggelt hat, unnötige Todesqualen ersparen.

Unter diesen extremen Bedingungen wurden die Grundgedanken der Logotherapie existenziell verifiziert und validiert.
Das Leben behält unter allen Umständen Sinn, auch wenn der Sinn in einem bestimmten Augenblick nicht erfasst werden kann. Der Mensch kann zu seinem Schicksal Stellung beziehen, indem er entscheidet, WIE er sich dazu einstellt und wenn er um ein WOFÜR zu leben weiß. Frankl spricht von einer inneren Freiheit, auch wenn die äußeren Bedingungen diese Freiheit nicht vermuten lassen.
In äußeren Zwangslagen im KZ greift Frankl zu einem „Trick“: Er stellt sich geistig vor, in einem hell erleuchteten, warmen Vortragssaal am Rednerpult zu stehen und seine Erfahrungen weiterzugeben, nämlich, wie es gelingen kann, in Grenzsituationen zu bestehen. Er hofft wider alle Vernunft:
„Ich wollte überleben, um meiner Nachwelt dieses Wissen zu übermitteln.“
(Viktor E. Frankl)
Das in sein Mantelfutter eingenähte Manuskript des Buches „Ärztliche Seelsorge“ wird in Auschwitz mit all seinen letzten Habseligkeiten verbrannt.

Im März 1945 erkrankt Frankl im KZ Türkheim an Fleckfieber. Als Arzt weiß er, dass er, sobald er einschläft, an einem Gefäßkollaps sterben wird.
Um nicht ins Koma zu fallen, zwingt er sich, auf Papierfetzen wichtige Inhalte aus dem verloren gegangenen Manuskript zur „Ärztlichen Seelsorge“ zu rekonstruieren.

„ES GIBT ETWAS, WAS IHR MIR NICHT NEHMEN KÖNNT: MEINE FREIHEIT, WIE ICH AUF DAS, WAS IHR MIR ANTUT, REAGIERE.“
(Viktor E. Frankl)


Notizen Frankls im KZ Türkheim
   
…trotzdem
Ja
zum
Leben
sagen?
1945
Frankl überlebt die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz, Kaufering III und Türkheim.

Nach Kriegsende kehrt Frankl nach Wien zurück und erfährt, dass nach dem Vater auch seine 65-jährige Mutter, seine junge Frau, mit der er 9 Monate verheiratet war, sowie sein Bruder und dessen Frau im Konzentrationslager umgekommen sind.

„Tausend Tode bist du gestorben und jetzt beginnt dein zweites Leben. Diesem Geschenk musst du dich würdig erweisen und es dankbar annehmen und seine Aufgaben erfüllen.“
(Viktor E. Frankl)


Trotz dieser leidvollen Lebensumstände schreibt Frankl sein Buch „Ärztliche Seelsorge“. Er stürzt sich in die Arbeit und habilitiert sich mit diesem Buch.
1946
Noch im Jahr 1946 diktiert er in 9 Tagen das Buch „Ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager“ (1977 „... trotzdem Ja zum Leben sagen“). Als englische Ausgabe wird es zum Bestseller „Man’s Search for Meaning“. Er kann damit die Welt von der geistigen Dimension und der „Trotzmacht des Geistes“ überzeugen.

Frankl bekommt durch Bruno Pittermann eine Anstellung in der Wiener Poliklinik. Er wird Vorstand der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie — eine Aufgabe die er 25 Jahre lang erfüllt.

Der Mensch ist mehr als körperliche und psychische Gegebenheiten. Er kann geistig von seinen inneren Zuständen und äußeren Umständen abrücken und dieses „… trotzdem Ja“ leben in der Hingabe an seine persönliche Aufgabe.

„ES GIBT NICHTS AUF DER WELT, DAS EINEN MENSCHEN SO SEHR BEFÄHIGTE, ÄUSSERE SCHWIERIGKEITEN ODER INNERE BESCHWERDEN ZU ÜBERWINDEN, ALS DAS BEWUSSTSEIN, EINE AUFGABE IM LEBEN ZU HABEN.“
(Viktor E. Frankl)



1947
Frankl heiratet Eleonore Schwindt, eine Krankenschwester, die er in der Poliklinik kennenlernt.

Viktor und Elly Frankl arbeiten jeden Tag bis weit in die Nacht. Sie schreibt alle Vorträge, Konzepte und Bücher für ihren Mann nieder.

Tochter Gabriele wird 1947 geboren.

Eine kreative Zeit folgt, in der zahlreiche Bücher entstehen, die bis heute in ca. 40 Sprachen erschienen sind. Zahlreiche Auslandsreisen nach England, Holland, Japan, Südamerika und in die USA.

Elly & Viktor E. Frankl

Gabriele & Viktor E. Frankl
   
Wer
ist
stärker:
meine
Angst
oder
ich?
1948
Er veröffentlicht das Buch: „Der unbewusste Gott“ und habilitiert sich damit in Philosophie.
Frankl beim Klettern
1955
-
1972
Frankl wird Professor an der Universität in Wien. Im Laufe der Jahre erhält er 29 Ehrendoktorate von Universitäten in aller Welt. Als Gastprofessor lehrt er an weltweit und wird mit Professuren ausgezeichnet, wie z.B. Harvard Universität in Cambridge (USA), Southern Methodist Universität in Dallas (USA), Duquesne University in Pittsburgh (USA).
1970
In San Diego, Kalifornien (USA) entsteht das weltweit erste logotherapeutische Institut an der United States International University.
Nicht nur mit äußeren Herausforderungen musste sich Frankl auseinandersetzen. Auch inneren Widerständen stellte er sich bewusst geistig – mitunter mit viel Humor.

Die Frage „Muss ich mir von mir selbst alles gefallen lassen?“ ermöglicht, sich über psychische Ängste geistig hinwegzusetzen.
Um seine Höhenangst zu überwinden, beginnt er in seiner Jugend mit dem Klettern, eine Leidenschaft, die er bis ins hohe Alter – nicht nur auf der Rax bei Wien – praktiziert.

„IMMER WIEDER GILT ES DIE TROTZMACHT DES GEISTES, WIE ICH SIE GENANNT HABE, AUFZURUFEN GEGEN DIE NUR SCHEINBAR SO MÄCHTIGE PSYCHOPHYSIS.“
(Viktor E. Frankl)

1973
Im Alter von 68 Jahren lernt Frankl in Kalifornien fliegen, da er sich der Frage stellt, ob es noch etwas gibt, wovor er Angst hätte. Berühmt wird sein Zitat:
„Jetzt möchte ich doch sehen: Wer ist stärker, ich oder ich.“
Hier lebt er die „Trotzmacht des Geistes“, die jeden Menschen auszeichnet.
Auf die Frage einer Reporterin, ob er vor dem Sterben Angst habe, antwortet Frankl:
„Eigentlich nicht. Wirklich Angst könnte ich nur haben vor einem Nicht-gelebt-Haben. D.h. wenn ich mir sagen kann, im Großen und Ganzen habe ich das Meinige getan, etwas Schöneres gibt es nicht als dieses Bewusstsein.“

Frankl im Flugzeug
1988
Anlässlich des Gedenkens zum 50. Jahrestag des Hitler-Einmarsches in Österreich hält er auf dem Wiener Rathausplatz eine Rede, in der er sich gegen die Kollektivschuld ausspricht.
   
Löscht
der
Tod
alles
aus?
1997
Frankl entscheidet sich trotz hohem Alter zu einer Bypass-Operation:
Solange das Schicksal eine Möglichkeit zur Handlung bietet, gilt es, diese zu ergreifen. Er bedankt sich herzlich bei seiner Ehefrau für das gemeinsame Leben und verweist auf eine Widmung, die er ihr in eines seiner Bücher geschrieben hat, bevor er sich der Operation unterzieht.
Der berühmte Patient wird von seinem Ärzteteam in den OP-Saal gebracht und angesichts der aufgeregten Hektik der Ärzte stellt er lächelnd fest:
„Meine Herren, die Situation entbehrt jeder Tragik.“

Er kommt nicht mehr zu Bewusstsein und stirbt am 2. September 1997 an den Folgen dieser Bypass-Operation.
Er wird im alten jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofes begraben.
Nach dem Tod Frankls findet seine Frau Elly im Buch „Homo patiens“ folgende Widmung:
„Für Elly, der es gelungen ist, den seinerzeitigen ,homo patiens’ in einen ,homo amans’ zu verwandeln. Viktor“

„ICH HABE DEN SINN MEINES LEBENS DARIN GESEHEN, ANDEREN ZU HELFEN, IN IHREM LEBEN EINEN SINN ZU SEHEN.” (Viktor E. Frankl)

Der Extrembergsteiger Reinhold Messner stellt in einem Interview folgende Frage an Frankl: „Ich weiß, es wird einmal der Tag kommen, wo ich nicht mehr bergsteigen kann. Wie schafft man diesen Sprung vom starken Menschen, der alles glaubt zu können, zu dem, der es einfach physisch nicht mehr kann?“

Frankl antwortet:
„Nichts kann man aus der Vergangenheit heraus schaffen. Alle Taten, die man getan, alle Lieben, die man geliebt, und alle Leiden, die man mit Tapferkeit, ja mit Würde durchgestanden hat, das kann niemand mehr ändern.
Ein Dichter hat einmal gesagt: Was du erlebt hast, das kann keine Macht der Welt dir rauben.“

„IN DER VERGANGENHEIT IST NICHTS UNWIEDERBRINGLICH VERLOREN, SONDERN ALLES UNVERLIERBAR GEBORGEN.“
(Viktor E. Frankl)



Das Bildmaterial wurde dankenswerterweise vom VIKTOR FRANKL INSTITUT zur Verfügung gestellt.

Die Zitate stammen aus folgenden Büchern:
Frankl, Viktor E.: Ärztliche Seelsorge. Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse. dtv, München 2013 (4. Aufl.)

Frankl, Viktor E.: Was nicht in meinen Büchern steht. Lebenserinnerungen. Beltz Taschenbuch 757, Weinheim 2013 (5. Aufl.)

Frankl, Viktor E.: Logotherapie und Existenzanalyse. Texte aus fünf Jahrzehnten. BELTZ Taschenbuch 129, Weinheim 2010 (3. Aufl.)

Frankl, Viktor E.: Der leidende Mensch. Anthropologische Grundlagen der Psychotherapie. Verlag Hans Huber, Bern­Stuttgart­Wien 2005 (3. Aufl.)